Bei der Hufrehe handelt es sich um eine Entzündung der Huflederhaut. Durch die Entzündung kommt es zu einer Schwellung innerhalb des Hufes, welche sich aufgrund der Hornkapsel nicht im Huf ausbreiten kann. Das Pferd nimmt dies als teils sehr starken Druckschmerz wahr. Die Schwellung innerhalb der Hornkapsel beeinträchtigt zudem die Blutversorgung des Hufes. Ohne eine Behandlung und ein Abklingen der Entzündung, wird die Blutversorgung immer weiter eingeschränkt und der Huf nicht mehr ausreichend versorgt. Als Folge einer unbehandelten Hufrehe kann sich das Hufbein dadurch wie bei einem nicht mehr funktionierenden Klettverschluss von der Hornkapsel lösen, absenken oder verdrehen.
Bei einer Hufrehe kann man zwischen der akuten und chronischen Hufrehe unterscheiden. Je nach Krankheitsstadium sind auch die auftretenden Symptome verschieden. Im Vorfeld eines akuten Reheschubs lassen sich bereits vereinzelte Symptome erkennen, die auf eine entstehende Entzündung hinweisen können. So fallen betroffene Pferde manchmal mit einer gewissen Unwilligkeit beim Geben der Hufe, sowie zeitweise leichtem Lahmen im Schritt und Trab oder auch einfach nur „fühligem“ Gangbild auf.
Mit Beginn des Reheschubs zeigen sich dann deutliche Symptome. Das Pferd ist erkennbar lahm und bewegungseingeschränkt. Die betroffenen Gliedmaßen werden bestmöglich entlastet, viele Pferde legen sich auch ab. Die Hufe sind oft spürbar warm und auch eine Pulsation der Arterien ist tastbar.
Am häufigsten tritt die Hufrehe an beiden Vorderhufen gleichzeitig auf – es gibt jedoch auch die einseitige Hufrehe oder eine solche, die ausschließlich die Hintergliedmaßen oder direkt alle vier Beine betrifft.
Unbehandelt entwickelt sich eine akute zu einer chronischen Rehe, die über Wochen oder Monate anhalten kann. Dabei wirken viele Pferde aufgrund der starken Schmerzen apathisch, haben häufig verringerten Appetit und zeigen eine deutliche Bewegungsunlust. Am Huf selbst ist im Krankheitsverlauf irgendwann außerdem eine verbreiterte weiße Linie zu erkennen.
Eine Hufrehe ist immer ein akuter Notfall, der umgehend von einem Tierarzt behandelt werden sollte. Befürchtest du also, dass dein Pferd daran erkrankt ist, kontaktiere schnellstmöglich deinen Tierarzt, um eine sichere Diagnose zu stellen und mit der entsprechenden Behandlung zu beginnen.
Bis zum Eintreffen des Tierarztes kannst du bereits einige Sofortmaßnahmen ergreifen, die deinem Pferd in jedem Fall etwas Erleichterung verschaffen und ihm in keinem Fall schaden. Dazu gehört z.B. das Kühlen der betroffenen Hufe mit Wasser oder Eis, Hufschuhe oder Babywindeln eignen sich dafür meist hervorragend. Auch ein weicher Untergrund schafft deinem Pferd Entlastung.
Uns als Tierärzten stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um die Hufrehe zu diagnostizieren. Nach einer ersten ausführlichen klinischen Untersuchung wird zumeist eine Lahmheitsuntersuchung auf festem Boden durchgeführt, um Gangauffälligkeiten (rehetypischer Gang bzw. Wendeschmerz) und Schonverhalten festzustellen. Weiterhin kann mithilfe einer Hufabdrückzange die Schmerzhaftigkeit des Hufs überprüft werden. Da die Rehe für das betroffene Pferd sehr schmerzhaft ist, fällt dieser Test bei einer vorliegenden Erkrankung meist positiv aus. Abschließend bieten Röntgenaufnahmen die wichtige Möglichkeit, ein bereits rotiertes Hufbein zu erkennen. Wir raten vor allem im Sinne der Verlaufskontrolle dringend zur Anfertigung dieser Röntgenbilder!
Bei einer Behandlung der Hufrehe werden verschiedene Ziele verfolgt. So ist es zunächst wichtig, die akuten Schmerzen des betroffenen Pferdes zu lindern, aber auch den Auslöser der Hufrehe zu ermitteln und diesen schnellstmöglich zu beseitigen. Zeitgleich mit der Schmerzlinderung geschieht auch die Behandlung der Entzündung, um die Schwellung der Lederhaut zu reduzieren und ein Absenken/eine Rotation des Hufbeins zu verhindern. Dazu werden schmerz- und entzündungshemmende Medikamente verabreicht.
Ein Kühlen der Hufe, Stellen auf weichen Untergrund und entlastende Verbände tragen weiterhin zu einer Linderung der Symptome und Schonung der Hufe bei. Auch spezielle Beschläge können bei der Behandlung der Hufrehe unterstützend wirken. Hier arbeiten unsere Tierärzte gerne eng mit den jeweiligen Schmieden der Pferdebesitzer zusammen.
Die Prognose für erkrankte Pferde ist ausschlaggebend davon abhängig, ob es im Zuge des Reheschubs zu einer Veränderung des Hufbeins kam. Bei einer Absenkung oder Rotation ist ein weiterer Einsatz als Reitpferd oft fraglich oder aber mit einer langen Regerationsphase verbunden. Ohne Beteiligung des Hufbeins sind die Heilungschancen und Prognosen deutlich besser. Weiterhin spielt der Auslöser der Hufrehe eine entscheidende Rolle bzgl. der Prognose: Besteht die Möglichkeit, die Ursache abzustellen (z.B. Vergiftungen, Weidegang) oder gelingt dies nicht (z.B. chronische Stoffwechselerkrankungen)? Generell gilt jedoch, dass einmal an Hufrehe erkrankte Pferde auch zukünftig anfälliger für erneute Schübe sind.